Sonntag, 23. November 2014

Frust-Gedanken

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Post veröffentlichen soll. Aber manchmal müssen Gedanken auch einfach raus. Vor allem wenn sie mit Frust verbunden sind. Oft hilft es andere daran teil haben zu lassen. Es gibt auf meinem Blog nicht oft so Persönliches von mir. Obwohl ich bei anderen Bloggern immer gerne mitlese, wenn sie aus dem Nähkästchen plaudern. Na, dann plaudere ich mal los.

Gestern haben wir an einem kleinen Scheunen-Weihnachtsmarkt teilgenommen. Wir haben uns darauf gefreut und uns im Vorfeld viele Gedanken und einige Mühe gemacht.
Bereits den ganzen Freitag Nachmittag haben wir das Lädchen ausgeräumt, das Schaufenster umdekoriert und alles ins Auto geräumt. Außerdem alle Deko und was man sonst noch so braucht zusammen gesucht. 
Am Samstag Vormittag konnten wir nach einem gemeinsamen Familienfrühstück zum Ort des Geschehens fahren und anfangen unseren kleinen Stand aufzubauen. Das passiert ja auch nicht in einer Stunde (einige von euch werden das kennen). 
Der Markt an sich war sehr schön, die Räumlichkeiten passend für so einen Anlass und es war ein bunt gemischtes Publikum unterwegs. Wir haben nette Gespräche geführt, Bekannte getroffen und einen schönen Nachmittag verbracht.
Trotzdem denke ich seit Samstag nach. Nicht nur dieser Markt, sondern bereits die letzten beiden Veranstaltungen dieser Art haben mich nachdenklich gestimmt.

Ich besuche auch gerne Märkte. Ich schaue mir gerne selbstgemachte Sachen an. Ich gebe auch offen zu, ich kaufe nicht oft etwas selbst gemachtes, denn meistens kann ich es selbst machen, hole mir also Ideen. Das finde ich auch überhaupt nicht schlimm. Vielen Besuchern auf Märkten geht das so. Und es entwickeln sich auch oft nette Fachgespräche: "Wie nähst du das?", "Wo kaufst du deine Stoffe?", "Hattest du für diese Tasche ein bestimmtest Schnittmuster?". Ich mag solche Gespräche, und ich mag Menschen die ehrlich sind und zugeben, dass sie zum kucken kommen und nicht unbedingt zum kaufen. Kein Problem, ich mach das genauso.

Was mich aber wirklich nervt, sind Leute, die offenbar nicht zu schätzen wissen, was man da getan hat und das auch noch laut verkünden. 
Nicht jedem gefallen meine Produkte. Muss ja auch nicht. Aber:
Muss man das Kosmetiktäschchen  direkt vor mir wieder auf seinen Platz zurück knallen und sagen: "Ich suche ja schon lange so eine Tasche, aber keine so hässliche.". 
Auch Leute die sich hundert Meter neben mir lautstark Sätze äußern wie: "Die verkauft allen ernstes eine Tasche, die nur aus Ikea-Stoffen ist, für 15 Euro. Die spinnt wohl.", kann ich nicht verstehen. 
Die Dreistigkeit zu besitzen, meinen Stand, bzw. eines meiner Produkte aus allen möglichen Perspektiven zu fotografieren und dann zu sagen, man fotografiere das nur, weil die Enkelin auch so schön näht, und die kann das ja dann viel billiger nach machen, kann ich nicht nachvollziehen. 
Und das sind nur drei Beispiele. Es gäbe noch mehr.

Versteht mich nicht falsch. Ich billige jedem Menschen seine eigene Meinung zu. Mein Stil ist sicher ein eigener und der muss auch nicht jedem gefallen. 
Aber muss man deshalb so respektlos miteinander umgehen. Kann man nicht einfach freundlich lächeln und im nächsten Kaffee, zu Hause oder wenigstens nicht in Hörweite eines Verkäufers und Selber-machers darüber sprechen?!
Mir würde nie einfallen, jemandem, der etwas selbst gemacht hat, der Herzblut, Zeit, Gedanken und Mühe in etwas gesteckt hat, zu sagen das das was er da getan hat hässlich oder nicht gut ist. Ich würde auch nie offen sagen, dass ich das selbst viel besser oder billiger kann. 

Nun stelle ich mir seit gestern verstärkt die Frage, woher kommt das? Ist es wirklich Respekt- und Gedankenlosigkeit? Ist die Handmade-Szene vielleicht so weit fortgeschritten, dass man nicht mehr zu schätzen weiß wie viel Arbeit in etwas selbst gemachtem steckt? 
Die zweite Frage ist: wie geht man mit so etwas um? Geht man in die Offensive - erklärt wie viel Materialkosten in so einer Tasche aus Ikea-Stoffen steckt und das man die Arbeitszeit da gar nicht zu 100% eingerechnet hat? Oder ignoriert man solche Sprüche (meine bisherige Taktik: ignorieren und lächeln) und tut so als hätte man es nicht gehört. 

Und wenn ihr bis hierher gekommen seid, ohne vorher einzuschlafen oder weg zu klicken: wisst ihr vielleicht woran es liegt? Ist euch schon mal ähnliches passiert und wie geht ihr mit so etwas um? 

Ich gehe gerne auf Märkte. Nicht nur weil ich dort etwas verkaufen möchte, sondern weil ich die Atmosphäre dort mag. Ich mag es mit meiner Mama hinter unserem Stand zu stehen, nette Gespräche mit netten Menschen zu führen und am Abend geschafft aber zufrieden nach Hause zu gehen. 

Ich möchte nicht damit aufhören, solche Märkte zu besuchen :-(
Und vielleicht hat es jetzt schon geholfen, mir das mal von der Seele zu schreiben. 


Liebste Grüße

Fräulein Mai

1 Kommentar:

  1. Liebe Fräulein Mai, ich habe dich irgendwie gerade zufällig entdeckt und habe deinen ist gelesen. Das tut mir echt Leid, sowas ist ja echt nicht schön. Das ist auch der Grund, warum ich nur für den Eigengebrauch nähe, häkele und bastele, weil die Leute nichts mehr zahlen wollen für Handwerk. Das ist echt frustrierend.
    LG Steffi

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